Dr. Ilinca Pandele
Member of the Executive Board, Head of Department Members’ Services and Vocational Education & Training Executive Board
+40 21 2079168; +40 744 555570 pandele.ilinca@ahkrumaenien.roDas deutsche duale Berufsbildungssystem ist ein weltweit bekanntes Erfolgsmodell und mittlerweile ein Exportprodukt Deutschlands, das zur Erhaltung der niedrigen Arbeitslosenquote und der qualifizierten Fachkräfte für die Wirtschaft maßgeblich beiträgt - 75% der Azubis werden nach der Ausbildung von den Unternehmen übernommen.
Die deutsche Berufsbildung zeichnet sich durch die Partnerschaft zwischen dem Staat (Schulen, Bund, Länder), den Unternehmen und den Verbänden oder Industrie- und Handelskammern (IHKs) aus. Die IHKs spielen eine bedeutende Rolle, da sie laut Berufsbildungsgesetz die zuständigen Anlaufstellen und Know-How-Träger für Wirtschaft und Politik sind. Der ständige Austausch der Partner sorgt dafür, dass die Ausbildungsordnung weiterentwickelt und gestärkt wird und dass sie den Bedarfen der Wirtschaft entspricht.
Diese Zusammenarbeit sowie die Verflechtung von Theorieunterricht in den Berufsschulen und Praxis in den Betrieben ermöglicht es den Azubis, die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für das weitere Berufsleben zu erwerben und diese sofort anzuwenden. Beim Abschluss sind die Nachwuchskräfte bestens für die Beschäftigung ausgestattet, was die Einstellung sowohl für sie als Arbeitnehmer*innen als auch für die Betriebe erleichtert. Außerdem wirkt die staatliche Anerkennung der Prüfung aufgrund der Ausbildungsordnung als einheitlicher Qualitätssiegel, dem die Arbeitgeber vertrauen können.
Das rumänische Berufsbildungssystem durchlief zahlreiche Reformen und wurde 2012, infolge des Drucks der Privatwirtschaft und mit Unterstützung der AHK Rumänien, mit Elementen des deutschen dualen Systems neu eingeführt.
Es handelt sich in der Regel um eine 3 bis 4-jährige Berufsausbildung, mit Theorieunterricht in den Berufsschulen und Praxis in den Betrieben. Parallel dazu existiert weiterhin das konventionelle rumänische Berufsbildungssystem, das sich grundsätzlich darin unterscheidet, dass die Praxis überwiegend in den Werkstätten der Berufsschulen stattfindet und die privaten Akteure weniger involviert sind.
Im dualen Bereich wird ein trilateraler Vertrag, eine Partnerschaft zwischen den Privatunternehmen, den Berufsschulen (Rahmenvereinbarung mit den lokalen Behörden) und den Lernenden (bzw. den gesetzlichen Vertretern) abgeschlossen. Ein Pionier- und Referenzprojekt in diesem Bereich, das zugleich auf Initiative und unter Koordination der AHK Rumänien abläuft, ist Școala de Carte și Meserii – ein dualer Lehrgang für die Qualifizierung als Einzelhandelskaufmann*frau, an dem sich mehrere deutsche Investoren in Rumänien und mehrere Berufsschulen beteiligen.
Die gesetzlichen Voraussetzungen sind flexibel und lassen der Wirtschaft einen relativ großen Handlungsspielraum. So hat das Unternehmen Einfluss auf die angebotenen Ausbildungsgänge und kann die Lehrpläne und Prüfungen mitgestalten. Ebenso ist das Unternehmen im Schulrat, in der Prüfungskommission und in der Gestaltung der praktischen Ausbildung involviert.
Alle Azubis in Berufsbildungsgängen erhalten ein gesetzlich geregeltes staatliches Stipendium, das im dualen System verdoppelt wird und die Differenz von den Unternehmen übernommen werden muss. Für ihren Einsatz erhalten die Betriebe bestimmte Steueranreize von der Regierung.
Das duale Berufsbildungssystem in Rumänien bietet den Schülern*innen die Möglichkeit, sich frühzeitig auf das Berufsleben vorzubereiten und sich einen Arbeitsplatz nach der Ausbildung zu sichern, indem ihnen aber auch die Alternative einer weiteren akademischen Bahn bestehen bleibt. Gleichzeitig, sorgt dieses System für den Aufbau und die Sicherung eines Fachkräftepools, das spezifisch und dicht am tatsächlichen Bedarf der Wirtschaft qualifiziert ist. Duale Ausbildungen enthalten im ersten Jahr ca. 20% betriebliche Praxis, im zweiten Jahr ca. 60% und im dritten Jahr ca. 72%.
Im Vergleich zu Deutschland erfreut sich die Berufsbildung in Rumänien gewöhnlich keines guten Rufes. Jedoch ist glücklicherweise ein stetiges Wachstum der Ausbildungsplätze und des Interesses der Schüler*innen am dualen System in den letzten Jahren zu bemerken. Darüber hinaus hat sich die Anzahl der beteiligten Unternehmen am dualen System seit der Einführung in Rumänien verfünffacht.
Unter dem Dach von EduPro unterstützt die AHK Rumänien in allen Aktivitäten rund um die duale Ausbildung.
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